Am 11. Dezember 2022 fand der erste Chancentag des spendenfinanzierten Projekts Women4Youth statt. Unter dem Motto „Studyconnect: Mit Mut ins Studium trotz Corona“ richtete er sich an Schülerinnen der Abschlussklassen und Frauen im Gap-Year zwischen Schule und Studium. An dem digitalen Angebot nahmen unter anderem auch Frauen aus den USA und Brasilien teil.
„Die Schülerinnen und Studentinnen sind ermutigt und gestärkt aus diesem Chancentag herausgekommen“, freut sich Dr. Hannah Schepers, die stellvertretende Vorsitzende des Hildegardis-Vereins. Die drastischen Auswirkungen der Pandemie wie Vereinsamung, psychische Erkrankungen und Zukunftsängste seien genauso benannt worden wie Lösungsvorschläge für einen guten Studienstart trotz aller Umstände. „Es geht um existenzielle Zukunftsfragen der Schülerinnen. Der erste Chancentag hat uns gezeigt, wie wichtig unser Angebot für Mädchen und junge Frauen ist,“ so Schepers.
Studien zeigen die Dringlichkeit zum Handeln deutlich: Mehr als die Hälfte der unter 30-Jährigen geht davon aus, durch die Pandemie Nachteile im Berufsleben zu haben (Studie „Generation Corona“ der pronova BKK). Die Lebenszufriedenheit des Abiturjahrgangs 2020 ist stark gesunken, vor allem von denen, die bis Jahresende keinen Bildungsweg eingeschlagen haben und sich in einem Überbrückungsjahr befinden (Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung [IAB]). Dieser Einbruch sei untypisch für junge Menschen und entspreche „dem drastischen Rückgang der Lebenszufriedenheit in Kriegsgebieten“, so die IAB-Forscher.
Einsamkeit im Online-Semester, nicht bestandene Prüfungen und Praktika
Eine dieser von den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie betroffenen jungen Frauen ist die 18-jährige Theresia Michel. Sie erzählte beim Chancentag in ihrer „Fuck-Up-Story“, wie im Wintersemester 2020/2021 ihr Lebenstraum geplatzt ist. Nachdem sie trotz des ersten Lockdowns ihr Abitur und die Aufnahme in den Studiengang Biochemie bestens geschafft hatte, schaffte das erste Semester in einer neuen Stadt sie. Sie saß allein in ihrem Zimmer vor dem Laptop; selbst die Gruppenübungen gab es nur online, begleitet von technischen Pannen. Auch im Labor stand jede*r isoliert am eigenen Tisch. „Es gab sehr viel Stoff, alles war neu, ich hätte die Gruppe dazu gebraucht, aber das war total schwierig,“ erzählt sie.
„Wenn ich mich mit anderen hätte verabreden können, hätte ich vielleicht erfahren, dass es vielen so geht wie mir“, sagt sie. Irgendwann machten Körper und Psyche nicht mehr mit und Theresia Michel entschied sich für einen Fachwechsel und studiert nun Anglistik und Politikwissenschaft. Sie hielt viele wichtige Tipps für den Studieneinstieg bereit – sowohl online als auch in Präsenz. Weitere Studentinnen erzählen von schlecht gelaufenen Praktika, vom Stress durch Termindruck, nicht bestandenen Prüfungen und dem Umgang damit. Auf die individuellen Speeddatings folgten Empowerment-Trainings zu den Themen „Volle Kraft voraus in Deine Zukunft“ und „Benutze deine Stimme“. Am Ende fasst eine Schülerin es so zusammen: „Ich fühle mich durch diesen Chancentag gut informiert und sehr erleichtert.“
Weitere Chancentage sollen im Jahr 2022 folgen und sich auch an weitere Zielgruppen richten, beispielsweise junge Mütter und Berufstätige.